Der Ritt auf der Kanonenkugel

Wer kennt ihn nicht, den Ritt auf der Kanonenkugel? Wem fällt da nicht zu erst "Hans Albers" ein? Nach einem Augenblick kommen wir dann auch noch auf "Baron Münch-
hausen". Das diese Geschichte mit "Gottfried August Bürger" zu tun hat, daran erinnern wir uns erst nach einer Weile.
Gottfried August Bürger wurde in der Sylvesternacht 1747/48 in Mol-
merswende geboren. Sein Vater war dort Pfarrer. Die Bildung und Er-
ziehung seines Sohnes war nicht so recht von Interesse für ihn. Es ist der Initiative seines Opas mütterlicherseits zu verdanken, das Gottfried August der Weg zu höherer eröffnet wurde. Ab 1760 ging er auf die Stadtschule in Aschersleben, wurde aber wenig später wegen einer Schlägerei von der Schule verwiesen. Das Pädagogikum in Halle nahm ihn auf. Auf Geheiß des Opas begann er 1764 an der Universität in Halle ein Theologiestudium. Erst 1768 wurde ihm erlaubt in Göttingen Rechts-
wissenschaften zu studieren.

Ein Göttinger Freund, H. Chr. Boie, verschaffte ihm 1772 die Stelle eines Amtmanns in in Altengleichen bei Hannover. Diese Freund verschaffte ihm auch Zugang zum Göttinger Hainbund (Dichterbund), der in dem selben Jahr gegründet wurde.
Mit dem Amtsantritt war auch der Konflikt mit seinem Opa beigelegt. 1774 heiratete Bürger dann die Tochter des Justizamtmanns Leonhart zu Niedeck und zog nach Wöl-
mershausen. Glücklich verheiratet war er nicht, denn er verliebte sich in Auguste, die jüngere Schwester seiner Frau. In Gedichten als "Molly" besungen.
Die Probleme aller Art nahmen zu und er wurde auch noch von seinen Vorgesetzten wegen schlechter Geschäftsführung angeklagt, aber frei gesprochen. Er gab sein Amt dann aber freiwillig ab.
Nach dam Tod seiner Frau,1784 zog er wieder nach Göttingen um sich mit Privatvorle-
sungen (zum Beispiel über Ästhetik und deutschen Stil) eine neue Existenz aufzubauen. Seine geliebte Molly hat er dann 1785 geheiratet. Sie starb aber schon 1785 und er war wieder am Boden zerstört.
Am 50. Jubiläum der Universität Göttinger erhielt Bürger philosophische Doktorwürde und ernannte ihn zum außerordentlichen Professor- ohne Gehalt. Von 1790 bis 1792 war er unglücklich mit Elise verheiratet. Anonymerweise übte Friedrich Schiller in einer Li-
teraturzeitung auch noch Kritik an ihm, was sein Selbstbewusstsein weiter schwächte. Dazu kam dann noch seine Erkrankung an Schwindsucht, die am 8. Juni 1794 zum Tod führte.
In Göttingen steht eine Büste von ihm im Park und "Ludwig I." ehrte ihn mit einer Büste in der "Walhalla". In seinem Geburtsort steht noch sein Geburtshaus mit einem Museum darin.
Ein wichtiges Organ für die Veröffentlichung seiner Gedichte war das "Göttinger Musen-
almanach", dessen Redaktion er ab 1778 übernahm.
1782 schlug Bürger einen Rechtschreibkompromiss vor, mit dem er "dem Gräuel unserer allgemeinen Schreibverwüstung" Abhilfe schaffen wollte. Daraus wurde aber nichts und seine Vorschläge wurden erst mit seinem Nachlass 1824 veröffentlicht.
Bürger ist heute hauptsächlich wegen seiner "Abenteuer des Freiherrn von Münchhau-
sen" in Erinnerung. Sie gehören in die Tradition der "Lügengeschichten", die weit in das Altertum und Erzähltradition des Judentums zurück reichen. Die Lügengeschichten des historischen "Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von Münchhausen" wurden anonym niedergeschrieben und 1781 veröffentlicht. Die englische Übersetzung von "Rudolf Erich Raspe" kam zu Bürger. Er übersetzte sie ins deutsche und bearbeitete sie. Er übernahm dabei Raspes Erweiterungen und die Gliederung in Land- und Seeabenteuer. Bürgers Version ist bis heute die bekannteste.
Bürgers viele Gedichte umfassten tragisch- dramatische Balladen, politische und sati-
rische Gedichte und auch Liebeslyrik. Wichtig war ihm, dass seine Dichtung "volkstüm-
lich" sein sollte. Er war gegen gekünstelte, gelehrte Dichtung und seine Lyrik sollte im Kreis von Zuhörern laut gelesen werden. Schiller kritisierte diese Auffassung. Er meinte, unter anderem, Bürgers Gedichte sinken in die Gemeinheit des Volkes hinab. Bürger blieb aber bei seinem Grundsatz der Volkstümlichkeit obwohl er unter Schillers Kritik litt, die ihn isolierte.


das Geburtshaus von Gottfried August Bürger
gleich neben der Kirche

Das Museum ist bis auf Weiteres wegen baulicher Mängel am Geburtshaus ge-
schlossen.
Am 1. April 2012 wird in der "Tenne" von Molmerswende eine vorübergehende Ausstellung eröffnet.